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Objekt(e) des Monats Februar 2022 

Die 3. Ausgabe der Lippertschen Daktyliothek aus der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg ist in der Sonderausstellung »Kunst in Miniatur« zu sehen.

… erwarteten die Schüler des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg, als sie um 1769 die dritte Ausgabe der sogenannten Daktyliothek von Philipp Daniel Lippert (1702–1785) erhielten. Die beiden Schränkchen in Buchform bargen Abdrücke antiker Gemmen aus den wichtigsten Sammlungen Europas. So ließ sich die faszinierende Bilderwelt des klassischen Altertums im praktischen Schubladenformat studieren.

Das Geschenk hatten die Schüler von St. Anna dem Augsburger Patrizier und Stadtpfleger Paul von Stetten dem Jüngeren (1731–1808) zu verdanken. Er schätzte Lipperts Daktyliothek als Bereicherung des Schulunterrichts, »nicht nur zur Kenntniß der griechischen und römischen Alterthümer, sondern auch als eine Quelle des Guten Geschmacks und alles Schönen in den Künsten.«

Die beiden ersten Ausgaben seiner Sammlung hatte Lippert bereits 1753 und 1755–1762 herausgegeben. Sie enthielten 1000 bzw. 3000 Gemmenabdrücke und waren mit lateinischen Begleitbänden versehen. Die dritte Edition erschien dann 1767 mit einem deutschen Kommentar und 2000 Abdrücken, die in ein historisches und ein mythologisches Tausend untergliedert sind.

Diese jüngste Ausgabe der Daktyliothek, die uns freundlicherweise die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zur Verfügung gestellt hat, könnt Ihr in unserer aktuellen Sonderausstellung »Kunst in Miniatur – Antike Gemmen aus Bayern« bewundern. Aber Ihr müsst Euch sputen, denn die Ausstellung endet bereits an diesem Sonntag, den 6. Februar 2022!

Auf Euch warten zwei Kästen mit einer beeindruckenden Höhe von 60 Zentimetern, je 19 Schubladen und ledernen Einbänden. Sie können mit roten Brettern verschlossen werden und sind mit goldenen Blütenornamenten und Titeln verziert. Im Begleitband hat Lippert die Gemmenmotive einzeln beschrieben und mit selbstgezeichneten Vergleichsbeispielen versehen. Den Text verfasste er erstmals in deutscher Sprache, um seine Sammlung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen: »Der Künstler verstehet wenig Latein; er will nur wissen, was die Sachen vorstellen.«

In unserer Sonderausstellung könnt Ihr nicht nur in Lipperts Daktyliothek »schmökern«, sondern auch im jüngst erschienen Katalog »Die Ideen der Alten – Zum Nachleben antiker Steinschneidekunst in Bayern«. Er stellt die meist nur kleinformatigen Ausstellungsobjekte in hochauflösenden Nahaufnahmen vor.

Jasmin Braun M.A.

Literatur

M. Strathaus, Quelle des Wissens, in: T. Esch (Hrsg.), »Die Ideen der Alten.« Zum Nachleben antiker Steinschneidekunst in Bayern, Schriften des kelten römer museums manching 14 (Manching 2021) 52–55 mit Kat. E7