Ein Schwein kommt selten allein

Objekt des Monats März 2022 

Bronzene Eberfigur aus dem Oppidum von Manching.

Tierstatuetten aus Bronze kommen besonders häufig in der spätkeltischen Zeit (2.–1. Jahrhundert v. Chr.) vor. Dabei werden Haustiere wie Stier und Pferd genauso abgebildet wie Wildtiere, zum Beispiel der Hirsch oder der Wolf. 

Obelix´ liebste Lieblingsspeise, das Wildschwein, ist ein sehr beliebtes Motiv in der jüngeren Eisenzeit. Wir finden es als brüllende Kriegstrompete oder auch als ganz kleinen Stempel auf Schwertklingen. Von den kleinen bronzenen Figuren gibt es bisher über 100 Exemplare. Ein Vertreter dieser Gattung befindet sich auch in unserer Dauerausstellung und kann dort »live« inspiziert werden.

Der Eber aus dem Oppidum von Manching – unser Objekt des Monats März 2022 – trägt einen imposanten Nackenkamm und ist mit kräftigen Hauern ausgestattet. Schauen wir auf die Rückseite dieses Tieres, das den Betrachter in aufmerksamer, vielleicht angriffslustiger Stellung mit seinen kugelig hervorstehenden Augen anfunkelt, dann ist ein einmal geringelter Schwanz erkennbar.

Bei einigen keltischen Eberstatuetten gibt es noch deutlich stärker geringelte Schwänzchen. Das Interessante daran ist, dass dieses Merkmal eine Unterscheidung zwischen Hausschwein und Wildschwein anzeigen kann. Denn die keltischen Hausschweine besaßen bereits ein Ringelschwänzchen, aber im Gegensatz zu den heutigen Tieren auch noch den charakteristischen Rückenkamm sowie die markanten Hauer.

Somit kam bei den Kelten offenbar nicht nur dem wilden Eber eine besondere Bedeutung zu, sondern auch dem Hausschwein. Vielleicht haben sie in den domestizierten Ebern noch mehr gesehen als nur einen Nahrungsmittellieferanten.

Warum Obelix allerdings lieber das Wildschwein verspeist als seinen domestizierten Vetter, dass wird wohl ein Rätsel bleiben!

Jasmin Braun M.A.

Literatur

R. Gebhard, Bildtraditionen keltischer Tierfiguren, in: J. Garbsch (Hrsg.), Spurensuche. Festschrift Hans-Jörg Kellner, Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung 3 (Kallmünz 1991) 83–104

M. Guštin, Die Wurzeln der keltischen Keilerfiguren, in: I. Čižmář – H. Čižmářová – A. Humpolová (Hrsg.), Jantarová stezka v proměnách času (Brno 2020) 505–512