Ein Typ, der für Spannung sorgt und den Bogen raushat

Objekt des Monats Dezember 2022 

Illustration eines syrischen Bogenschützen

Bogenschützen aus Syrien zählten zur Zeit des Imperium Romanum zu den besten der Welt. Kein Wunder also, dass Rom gerne syrische Bogenschützen für die sogenannten Hilfstruppen rekrutierte. Eine solche Spezialeinheit war zum Beispiel die in Canatha (dem heutigen El-Quanawat) ausgehobene und in Sorviodurum (dem heutigen Straubing) stationierte Cohors I Flavia Canathenorum.

Unser Objekt des Monats, eine lebensgroße Figur aus der Feder des britischen Illustrators Graham Sumner, erzählt die (im wahrsten Sinne) spannende Geschichte des Bogenschützen Tiberius Iulius Abdes Pantera. Die Darstellung basiert auf dem Grabstein des Pantera, der 1859 in Bingen gefunden wurde.

Mithilfe der Grabinschrift lässt sich die Biografie des Auxiliars nachzeichnen: Um 22 v. Chr. in der phönizischen Stadt Sidon im heutigen Libanon geboren, leistete Pantera insgesamt 40 Jahre Dienst als sagittarius und starb im Alter von 62 Jahren in einer Garnison am Rhein. Vielleicht hatte er sich in Bingen, dem antiken Bingium, niedergelassen.

Die Bedeutung des syrischen Namens Abdes lässt sich bislang nicht eindeutig klären. Das lateinische Element, Tiberius Julius, fügte er wohl anlässlich seiner ehrenhaften Entlassung – nach Ablauf der regulären Dienstzeit von 25 Jahren – und der Verleihung des römischen Bürgerrechts unter Kaiser Tiberius hinzu. Ob der Beiname Pantera von einer möglichen Funktion als Feldzeichenträger, der ein Pantherfell als Kopfschmuck trug, herrührt? Eine Verbindung zur Panthera-Legende, der zufolge der leibliche Vater Jesu ein römischer Legionär gewesen sei, lässt sich indes nicht belegen (Jawohl, liebe Filmnerds und Fans eines gewissen Brian, es klingelt zu Recht!)

Die zu neuem Leben erweckte Gestalt des Pantera könnt ihr in unserer aktuellen Sonderausstellung »Im Dienste Roms« bewundern. Und passend dazu findet ihr an einer der interaktiven Stationen den originalgetreuen Nachbau eines antiken Bogens.

Ein römischer Bogenschütze konnte übrigens bis zu 6 Pfeile pro Minute abfeuern...

Markus Strathaus M.A.

Literatur

P. Haupt – S. Hornung, Ein Mitglied der Heiligen Familie? Zur Rezeption eines römischen Soldatengrabsteines aus Bingerbrück, Kr. Mainz-Bingen, Archäologische Informationen 27/1, 2004, 133–140