Mit besten Wünschen!

Objekt des Monats Oktober 2021

Der Chalzedon-Kameo vom Lorenzberg bei Epfach ist in einen goldenen Fingerring eingefasst und trägt die Inschrift »VITA«, 2. Hälfte 2. Jh.  – frühes 3. Jh. n. Chr.

Dass antike Gemmen vor allem mittels ihrer reichen Bildsprache als Medium dienten, konnten wir bereits bei den beiden vorausgehenden »Objekten des Monats« beobachten. Bei unserer Ausgabe im Oktober 2021 steht nun verstärkt die Schrift als Kommunikationsform im Vordergrund, denn es handelt sich um ein Exemplar mit prägnantem Slogan aus der Archäologischen Staatssammlung.

Der goldene Fingerring und der zugehörige gravierte Ringstein wurden als Lesefunde im Landkreis Landsberg am Lech entdeckt. Auf dem Lorenzberg bei der heutigen Ortschaft Epfach richtete Rom – wohl 15 v. Chr. im Rahmen des Alpenfeldzuges – einen Militärstützpunkt ein, der der Sicherung einer wichtigen Furt über den Lech diente. Der Ring und der Stein datieren aber erst in die Zeit von der 2. Hälfte des 2. bis zum frühen 3. Jahrhundert n. Chr.

Der Kameo, also eine Gemme mit erhabenem Reliefdekor, ist in einem seltenen und aufwändigen Verfahren gefertigt: Der grundsätzlich rotbraune Chalcedon wurde zunächst in Viereckform geschliffen, seine Oberfläche nachfolgend mit Schwefelwasserstoff weiß gefärbt. Abschließend hat man die Inschrift aus der weißen Deckschicht herausgearbeitet.

Die Inschrift besteht aus einem einzigen lateinischen Wort: VITA = »Leben«. Andere römische Gemmen verwenden eine ähnliche Formel: VITA TIBI = »Leben sei dir (vergönnt)!« Der Ringstein äußert also einen Glücks- oder Segenswunsch. Mochte er der Person, die den kostbaren Fingerring trug, Lebenskraft spenden!

Solche »Spruchringe« stellten teils prächtige und erlesene Arbeiten dar. Sie erfreuen sich im 2.–4. Jahrhundert n. Chr. besonderer Beliebtheit. So finden sich auch Aussprüche wie »Auf die schöne Freundschaft« oder »Halte ihn (den Ring) in Ehren«. Sie werden teils mit figürlichen oder gegenständlichen Glückssymbolen kombiniert, etwa Delfinen, Mäusen, Füllhörnern oder Bonus Eventus, dem Gott des guten Gelingens.

Wurde das Fundstück aus Epfach, das sich in unserer aktuellen Sonderausstellung »Kunst in Miniatur« bewundern lässt, vielleicht als Freundschaftsgeschenk zu einem besonderen Anlass überreicht?

Markus Strathaus M.A.

Literatur

G. Platz-Horster, Antike Gemmen aus Bayern in der Archäologischen Staatssammlung, Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung 42 (München 2018) 79–80 Kat. 61