Zum Dahinschmelzen

Objekt(e) des Monats August 2020

Keltischer Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching.

Wenn es um das Aussehen der Kelten geht, so sorgen Phänomene wie Riesenschnäuzer und mit Kalkmilch zurückgegelte Frisuren nicht nur aus griechisch-römischer Perspektive, sondern teils auch aus heutiger Sicht für Geschmacksdiskussionen. Beim Glasschmuck hingegen, der als Objekt des Monats August 2020 im Fokus steht, dürfte selbst heutzutage in puncto »Stilsicherheit« weitgehend Einmütigkeit bestehen.

Im Oppidum von Manching traten bei Ausgrabungen über 1000 zumeist fragmentarisch erhaltene Armringe sowie als Halsketten oder Anhänger getragene Perlen aus Glas zutage. Sie gehörten einst zur typischen Tracht keltischer Frauen. In Gräbern fanden sich sogar einige intakte Exemplare.

In Manching begann die Produktion des Glasschmucks offenbar in der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. Das Rohglas wurde aus dem östlichen Mittelmeerraum importiert und vor Ort verarbeitet. Hierfür waren weitreichende technische Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich: vom Schmelzen und Färben bzw. Entfärben des Glases über die Ausformung der Schmuckstücke und deren Verzierung bis hin zum Abkühlen. Im Lauf der Zeit lassen sich verschiedene Modetrends in Farbe, Form und Dekor festmachen.

Diese besondere Fundgattung bezeugt nicht nur die Kunstfertigkeit keltischen Handwerks, sondern auch wie bunt, leuchtend und farbenfroh die Lebenswelt der Kelten ausfallen konnte.

Markus Strathaus M.A.

Literatur

T. Esch, Gläserne Farbpracht. Keltische Armringe und Perlen aus Manching, in: Bayerische Archäologie, 2019, Heft 4, 22–23

R. Gebhard, Der Glasschmuck aus dem Oppidum von Manching, Die Ausgrabungen in Manching 11 (Stuttgart 1989)

A. Lorentzen, Glasschmuck der Kelten. Das Geheimnis der Glasarmringe, in: R. Gebhard (Hrsg.), Archäologische Staatssammlung München. Glanzstücke des Museums (Berlin 2010) 168–169