Das eiserne Ross
Objekt des Monats Juni 2020
»Dickes Eisenstück, oben etwas eingeschnürt, innen teilweise hohl«, so lautete zunächst die knappe Notiz auf dem Fundzettel. Während der Ausgrabungen im Sommer des Jahres 1960 ahnten die Archäologen noch nicht, dass sich der rostige unförmige Klumpen, den sie im Zentrum der Keltenstadt von Manching entdeckt hatten, als Kopf einer Skulptur entpuppen sollte.
Unweit entfernt vom Kopf lagen ein zugehöriges Vorder- und ein Hinterbein im Boden vergraben, und so ließ sich das archäologische Puzzle lösen. Die Rekonstruktion offenbarte schließlich eine einzigartige keltische Pferdeskulptur.
»Das eiserne Ross von Manching«, wie die Skulptur auch genannt wird, war in aufwändiger Technik aus Eisenblech gefertigt. Vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden, besaß sie eine ursprüngliche Gesamthöhe von ca. 50 Zentimetern. Doch zu welchem Zweck mag sie den Kelten gedient haben?
Eine Deutung als Kultbild erscheint am plausibelsten. So galt das Pferd etwa als Tier der Göttin Epona, die später auch als Schutzgöttin von der römischen Reiterei verehrt wurde. In der näheren Umgebung des Rosses trat zudem eine Vielzahl von Waffen zutage, die man wie die Pferdestatue offenbar zerstückelt und verstreut hatte. Handelte es sich wohlmöglich um Weihegaben? Waren sie und das eiserne Ross einst in einem Heiligtum untergebracht, das im Zuge kriegerischer Handlungen zerstört wurde?
Markus Strathaus
Literatur
W. Krämer, Das eiserne Ross von Manching: Fragmente einer mittellatènezeitlichen Pferdeplastik, Germania 67/2, 1989, 519–539
Weitere Infos
Das Objekt bei Bavarikon
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