Games of Rome

Objekt(e) des Monats September 2024

Römische Spielsteine aus Oberstimm.

Manchmal kann ein Gegenstand aus vergangenen Zeiten Rätsel aufgeben und uns mit seiner Andersartigkeit faszinieren. Wenn der Gegenstand uns fremd erscheint, dann lässt er sich oft nicht in unseren modernen Alltag einordnen und wird gerade deshalb zu einer Art Mysterium. Er projiziert Fragen in unseren Kopf: Was hat man mit ihm gemacht und wie passte er in die Lebenswelt dieser Zeit, die so weit zurück liegt? Wie hat es sich wohl angefühlt, in dieser Zeit zu leben?

Hin und wieder finden sich aber auch Objekte, die die Antworten auf diese Fragen selbst geben. Manche Funde lassen unsere entfernten Vorfahren nicht fremd, sondern vertraut wirken. Etwa unsere Objekt(e) des Monats September 2024, die aus dem Römerkastell von Oberstimm stammen. Es handelt sich um mehrere römische Spielsteine und um einen Würfel. Ob aus Langerweile, blühender Fantasie oder aus Geselligkeit, Menschen finden immer einen Grund zum Spielen.

Ob in Ägypten, Griechenland oder im Römischen Reich, die diversen Spiele hatten unterschiedlichste Regeln und faszinierende Spielbretter, zum Beispiel in Form eines Nilpferdes. Welches Spiel einmal mit den Spielsteinen aus Oberstimm gespielt wurde, ist nicht ganz klar, denn die Möglichkeiten sind breit gefächert. Unsere Spielsteine haben aber vermutlich eher zu einem einfach gestalteten Brettspiel gehört. Manchmal brauchte man hierfür nicht mal ein richtiges Spielfeld, sondern man zeichnete dieses auf den Boden oder ritzte es in Stein. Für Letzteres gibt es zahlreiche archäologische Belege, etwa auf den Stufen von öffentlichen Gebäuden. Auch Form und Material der Spielsteine konnten variieren, so sind die Steine im kelten römer museum aus undurchsichtigem Glas und aus Knochen gefertigt. Im Grunde konnte aber alles als Spielstein verwendet werden, sofern es farblich voneinander unterscheidbar war: wie beispielsweise Kiesel oder Bohnen.

Die Spiele, die die Römer spielten, sind in ähnlicher oder leicht veränderter Form noch heute verbreitet, allen voran das Mühlespiel. Ob als Rundmühle oder als eckige Version, die bis heute in keiner Spielesammlung fehlt. Ein etwas komplizierterer Vorläufer des Damespiels wurde ebenfalls von den Römern gegen Langeweile zu Rate gezogen. Seit dem Mittelalter ist sein Name als Alquerque überliefert, das Spiel geht aber bis in die Zeit des ägyptischen Pharaos Ramses I. zurück.

Neben der vertrauten kubischen Form des Würfels aus Oberstimm gab es auch stabförmige Würfel oder vieleckige Würfel mit zwanzig Flächen, wie sie heutzutage beim Rollenspiel Dungeons und Dragons verwendet werden. Um beim Werfen der Würfel Betrug zu vermeiden, wurden sie teilweise auch in einen oben offenen Würfelturm aus Metall oder Holz geworfen und rollten unten über Schrägen oder Treppen wieder heraus. Nicht immer wurde um einen Zahlenwert gewürfelt. Sehr verbreitet war auch das Würfeln mit Astragalen. Das sind Fußwurzelknochen von Schafen und sie wurden unter anderem dazu verwendet, Zukunftsauskünfte zu geben. Dieses Orakelspiel war sehr beliebt und setzte sich in allen sozialen Schichten durch.

Ob in der weit zurückliegenden Antike oder heute, das Vergnügen an Gesellschaftsspielen ist uns erhalten geblieben.

Henrike Wachsmuth

Literatur

M. Fittà, Spiele und Spielzeug in der Antike. Unterhaltung und Vergnügen im Altertum (Stuttgart 1998) 10–19. 110–117. 151. 162–177

H. Schönberger, Kastell Oberstimm, Die Grabungen von 1968 bis 1971, Limesforschungen 18 (Berlin 1978) 286–287