Mission erfüllt!

Objekt des Monats August 2023

Vorder- und Rückseite des bronzenen Militärdiploms für den Reitersoldaten Mogetissa vom 30. Juni 107 n. Chr., gefunden in Biriciana/Weißenburg.

Unser Objekt des Monats August 2023 ist die Replik einer Entlassungsurkunde für einen römischen Soldaten, eines sogenannten Militärdiploms, die ihr aktuell in der Sonderausstellung »Antike in Bayern« bewundern könnt. Das Original, das im antiken Biriciana gefunden wurde, befindet sich im RömerMuseum Weißenburg.

Militärdiplome stellen eine einzigartige Quellengattung dar. Sie bieten nicht nur spannende Einblicke in die Verwaltungsstruktur der römischen Provinzen, sondern ermöglichen es auch, die individuellen Lebensgeschichten einzelner Menschen nachzuzeichnen.

Der 30. Juni des Jahres 107 n. Chr. dürfte ein ganz besonderes Datum im Leben des Reitersoldaten Mogetissa gewesen sein. An diesem Tag wurde die Urkunde ausgestellt, die seine ehrenhafte Entlassung (honesta missio) besiegelte. Erst hatte die kaiserliche Kanzlei die Verfügung auf dem Forum in Rom veröffentlicht. Dann schickte man eine amtlich geprüfte, wortgetreue Abschrift in Bronze nach Rätien. In Biriciana, dem heutigen Weißenburg, erwartete ihr Empfänger vermutlich schon die Ankunft der kostbaren Sendung aus dem fernen Herzen des Imperiums.

Dann endlich hielt Mogetissa die Belohnung in den Händen, die Hilfstruppensoldaten wie ihm nach 25 Jahren Dienstzeit in der römischen Armee bei ehrenhafter Entlassung winkte. Von höchster Stelle, im Namen Kaiser Trajans selbst, hatte man es ihm offiziell bescheinigt: Mogetissa war nun römischer Bürger!

Mogetissa aus dem keltischen Stamm der Boier hatte sich um 82 n. Chr. bei der römischen Armee verpflichtet, genauer bei der Ala I Hispanorum Auriana, einer zu dieser Zeit in Aquincum, dem heutigen Budapest, stationierten Kavallerieeinheit von wohl 500 Mann. Diese wurde wenig später nach Summuntorium, heute Burghöfe (Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries), verlegt. Im Kastell von Weißenburg bezog sie um 105 n. Chr. ihr Hauptquartier. In der nahegelegenen Zivilsiedlung setzte sich Mogetissa schließlich zur Ruhe.

Die Verleihung des Bürgerrechts, der civitas Romana, umfasste auch Mogetissas Familie. Die Urkunde nennt seine Lebenspartnerin Verecunda, die als Sequanerin aus Gallien stammte, und seine Tochter Matrulla. Mogetissa und Verecunda durften nun eine nach römischem Recht anerkannte Ehe führen, womit das Bürgerrecht ihren Nachkommen erblich verbrieft war.

Mochten die beiden Täfelchen des Militärdiploms auch aus Bronze sein – für Mogetissa und seine Familie waren sie Gold wert!

Markus Strathaus

Literatur

N. Lambert – J. Scheuerbrandt, Das Militärdiplom. Quelle zur Römischen Armee und zum Urkundenwesen, Schriften des Limesmuseums Aalen 55 (Stuttgart 2002)

B. Steidl, Limes und Römerschatz. RömerMuseum Weißenburg, Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung 41 (Friedberg 2019)