The Empire Strikes (Ge)bäck
Objekt des Monats Oktober 2025
Zugegeben, unsere Objekte des Monats sehen auf den ersten Blick nicht gerade zum Anbeißen aus. Und doch verkörpern sie einen besonders wichtigen Bestandteil der Verpflegung römischer Legionäre: das Soldatenbrot, lateinisch panis militaris. In unserer aktuellen Sonderausstellung »Roms Armee im Feld« ist ein solches nach antiken Rezepten gebackenes Brot ausgestellt.
Während in permanenten Militärlagern große zentrale Bäckereien notwendig waren, in denen jede Zenturie aus 80 Soldaten über einen eigenen Backofen verfügte, wurde das Brotbacken in temporären Feldlagern von den jeweiligen contubernia organisiert, also Zeltgemeinschaften von acht Mann. Die Herstellung des Soldatenbrots in Feldbacköfen wird von einigen römischen Autoren beschrieben, etwa dem älteren Plinius, Cato oder Ovid. Die Legionäre mischten das mit einer Handmühle gemahlene Getreide – meist Dinkel, Roggen und Weizen – mit Wasser und Salz zu einem zähen Teig. Daraus formten sie Fladen und buken diese meist in der heißen Ascher der Lagerfeuer. Um eine Verunreinigung des Brotes durch Asche zu vermeiden und ihm zugleich einen zusätzlichen Geschmack zu verleihen, hüllten sie die Teigrohlinge gerne in Pflanzenblätter, beispielsweise Lorbeer-, Sellerie- oder Kohl-Blätter. Alternativ dienten flache Steine, Ziegel oder Tonscherben, die in die Glut gelegt wurden, als Backunterlagen. Ebenso ließ sich mit wenig Aufwand ein praktischer »Miniatur-Backofen« bauen, indem man eine umgedrehte Tonschüssel über die Hitzequelle stellte und sie so zu einer Backhaube umfunktionierte.
Durch zweifaches Backen – wir sprechen heute von Zwieback – wird Brot trocken, hart und haltbar. Das Brot in unserer Ausstellung ist bereits 10 Jahre (!) alt. Es eignet sich zwar nicht mehr zum Verzehr, aber es wird auch nicht schimmeln und ist in gewisser Hinsicht unendlich haltbar. Wenn Soldatenbrot erst wenige Tage alt ist, lässt es sich in Wasser einweichen und wird dadurch wieder essbar. Die Römer stellten also gewissermaßen kleine Instant-Proviantpakete her, die sich platzsparend unterbringen und leicht transportieren ließen. Die Soldaten verstauten die Brotstücke in einem kleinen Tragenetz, das sie an ihrem Marschgepäck befestigten. So hielten sie das Brot luftgetrocknet und schützten es vor Feuchtigkeit. Jeder Legionär führte auf dem Marsch eine eiserne Ration mit sich, die im Notfall für mindestens drei Tage reichte.
Das panis militaris war also ein wichtiges Grundnahrungsmittel des römischen Militärs. Eine ausreichende Verpflegung garantierte die Kampfkraft der Soldaten. Das Imperium Romanum wurde somit nicht nur durch Stahl, Blei und Gold, sondern auch durch trockenes Brot errichtet.
Markus Strathaus
Literatur
M. Junkelmann, Panis Militaris. Die Ernährung des römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht, Kulturgeschichte der antiken Welt Band 75 (Mainz 1997) 128–133. 191–196
Weitere Infos
Das Objekt bei Bavarikon
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