Tierische Unterstützung 

Objekt des Monats Juli 2025 

Blick in die Sonderausstellung »Roms Armee im Feld« mit dem Maultier Renate.

Wir stellen vor: Renate, den heimlichen Star unserer aktuellen Sonderausstellung »Roms Armee im Feld«! Die Maultierstute wird freundlicherweise vom Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt als Leihgabe zur Verfügung gestellt und veranschaulicht in idealer Weise, welch große Bedeutung den Maultieren als Last- und Zugtieren in der römischen Armee zukam. Sie wurden vor allem aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, Trittsicherheit, Ausdauer und Genügsamkeit sehr geschätzt, denn sie verbinden als sogenannte Hybride die positiven Eigenschaften ihrer Eltern, also von Pferdestuten und Eselhengsten.

Ursprünglich verfügte wohl nahezu jeder Legionär über ein eigenes Maultier. Diese Regelung war zwar komfortabel für die Soldaten, sie machte die Truppen aber langsam und durch die Größe des Trosses auch anfällig für Überfälle. Da sich das Einsatzgebiet des römischen Militärs zunehmend vergrößerte, war es unerlässlich, dass die Soldaten hoch mobil waren und in möglichst kurzer Zeit von einem Ort an den anderen verlegt werden konnten. Nur so ließen sich die Reichsgrenzen sichern und neue Gebiete erobern.

Daher reduzierte der römische Feldherr Gaius Marius in einer Heeresreform um 100 v. Chr. die Zahl der Maultiere erheblich: Nun verfügte nur noch jede Zeltgemeinschaft aus acht Legionären über ein bis maximal zwei Mulis, die von unfreien Treibern geführt und versorgt wurden. Die Soldaten mussten fortan große Teile ihres Gepäcks selbst schleppen, etwa Waffen, Rüstung, Proviant, Kochgeschirr und persönlichen Besitz. Daher wurden die Legionäre auch als muli Mariani bezeichnet, zu Deutsch: Maultiere des Marius.*

Besonders schwere und sperrige Gegenstände wurden dagegen dem gemeinsamen Maultier aufgeladen: ein Lederzelt mit Gestänge und Heringen, eine steinerne Getreidemühle, hölzerne Schanzpfähle und Werkzeuge aus Eisen. Mit Packsattel und Körben kam man schnell an die maximale Belastungsgrenze des Mulis, die bei etwa 130 bis 150 Kilogramm liegt. Details hierzu könnt Ihr an einer Gepäckstation in unserer Sonderausstellung entdecken.

Auch Renate war zu Lebzeiten im militärischen Einsatz und schlägt somit eine Brücke von der Antike in die Gegenwart: Geboren auf Sizilien, einem Kerngebiet des früheren Imperium Romanum, trat die Maultierstute 1970 in den Dienst der Bundeswehr ein. Sie fungierte als Lasttier bei der 1. Gebirgsdivision in Bad Reichenhall. Zudem wurde ihr Blut von der Veterinär-Untersuchungsstelle des Wehrbereichs VI (Bayern) zur Gewinnung von Heilmitteln eingesetzt. Nach Renates Ableben erfolgte 1981/1982 die Präparation durch Wolfgang Schenk in Daubach (Westerwald).

Tobias Esch

Literatur

E. Aichner, Maultierstute »Renate«, in: E. Aichner (Hrsg.), Deutsche Gebirgstruppen vom 1. Weltkrieg bis zur Gegenwart, Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums 6 (Ingolstadt 1983) 114–115 Kat. 95

T. Esch – M. Strathaus, Roms Armee im Feld. Marsch · Lager · Versorgung, Beilage zu den Schriften des kelten römer museums manching 15 (Manching 2025) 2

M. Junkelmann, Die Legionen des Augustus, 15. Auflage (München 2015) 302–314

H.-P. Uerpmann – M. Uerpmann, Maultiere in der römischen Armee zur Zeit der Eroberungsfeldzüge in Germanien, in: M. Kokabi – J. Wahl (Hrsg.), Beiträge zur Archäozoologie und prähistorischen Anthropologie. 8. Arbeitstreffen der Osteologen, Konstanz 1993, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 53 (Stuttgart 1994) 353–357

 

* Nicht von ungefähr hat sich der Kooperationspartner unserer Ausstellung den Namen Mules of Marius gegeben.