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Manchinger Vorträge zur Archäologie und Geschichte

»Ein Volk, das offenkundig selbst Durchschnittskaiser regelmäßig besiegten.«

Kostenfreier Vortrag über Germanenfurcht und Germanensiege in römischen Quellen

von Prof. Dr. Reinhard Wolters
(Universität Wien)


In den allein aus römischer Perspektive erhaltenen Quellen werden die Germanen meist als Angstgegner des Römischen Reiches charakterisiert. Geprägt ist dies durch Ereignisse wie das Vordringen der Kimbern und Teutonen bis in den Alpenraum, die Beschreibung von Caesars Rheinübergängen im »Gallischen Krieg«, die als Gefahrenabwehr beschriebenen Kampagnen im rechtsrheinischen Germanien unter Augustus und Tiberius, den Aufstand der Bataver sowie die Germanenkriege Domitians. Die Forschung fand das antike Urteil einer grundsätzlichen Bedrohung des Imperiums in den germanischen Einfällen ins Reich während der Markomannenkriege bestätigt und führte den Erzählstrang oft bis zur Absetzung des letzten weströmischen Kaisers durch den germanischen Heerführer Odoaker fort.

Daneben ist in den antiken Quellen aber auch eine andere, weniger die Öffentlichkeit suchende Perspektive und politische Pragmatik zu fassen. In ihr scheinen die Germanen kaum mehr zu sein als materies gloriae: ein Gegner, den zu besiegen Ruhm einbringt, ohne dass man sich beim Kampf einem allzu großen Risiko aussetzt. Eine solche Heroisierung funktionierte umso besser, je größer und gefährlicher der Feind in der Öffentlichkeit gemacht wurde. Eine seltene Gegenperspektive bildet das als Vortragstitel gewählte Zitat aus der der spätantiken Historia Augusta. In der Lebensbeschreibung des Severus Alexander wird dem am Rhein stehenden Kaiser Inaktivität und mangelnde militärische Leistungsfähigkeit gegenüber einem grundsätzlich eher als schwach charakterisierten Gegner vorgeworfen.

Reinhard Wolters untersucht für die Zeit von den Kimbern bis zur beginnenden Völkerwanderung, welche Gefahren von den Germanen tatsächlich für das Römische Reich ausgingen. Wo handelte es sich eher um propagandistisch aufgebauschte Bedrohungsszenarien, um militärisch wenig begründbare Angriffe oder gar Schaukriege, die mehr der Profilschärfung des jeweiligen Herrschers dienten, als dass sie grenzpolitisch von Bedeutung waren? Als unmittelbar aus ihrer Zeit erhaltene Zeugnisse geben vor allem römische Münzen einen ungebrochenen Einblick: nicht nur für die Ereignisse selbst, sondern auch dafür, wie sich der Kaiser als Sieger inszenierte.

Die Sonderausstellung ist bis zum Beginn der Veranstaltung geöffnet. Eine Anmeldung zum Vortrag ist nicht erforderlich.


Abbildung: Der Sesterz von 85 n. Chr. feiert die Germanensiege des Kaisers Domitian. Auf der Rückseite sind ein Siegesdenkmal, ein gefesselter Germane und die personifizierte Germania in Trauergestus zu erkennen. Die Umschrift lautet programmatisch: GERMANIA CAPTA, zu Deutsch: »Germanien ist gefangen bzw. erobert«.
© American Numismatic Society, Inv. 1905.57.328

Termine

DatumUhrzeitBuchungs-Link
16.07.202518:00 ‐ 19:30 Uhr

Museum-Event

Anmeldung
  • Nicht erforderlich!
Veranstaltungsort
  • Museumsfoyer
Informationen
  • Eine Kooperation mit dem Keltisch-Römischen Freundeskreis Manching